Reparationsleistungen Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg

Reparationsleistungen Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg
Reparationsleistungen Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg
 
Im Versailler Vertrag war den Deutschen die Verpflichtung auferlegt worden, Wiedergutmachung für die Kriegsschäden zu leisten, eine Festlegung der Gesamtforderungen der Alliierten war jedoch noch nicht erfolgt. Eine mit großen Vollmachten ausgestattete Kommission sollte die Gesamthöhe der von Deutschland zu erbringenden Reparationen bis zum 1. Mai 1921 ermitteln und einen Zahlungsplan aufstellen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland bereits 20 Milliarden Goldmark an Geld- und Sachwerten zu zahlen.
 
In den ersten Nachkriegsjahren befassten sich die europäischen Siegermächte in zahlreichen Konferenzen vornehmlich mit der Reparationsfrage, mit den Zahlungsmodalitäten und der Höhe der Jahresleistungen (Annuitäten). Zu diesen Konferenzen waren die Deutschen nicht zugelassen. Erstmals im Juli 1920 durften sie an der Konferenz von Spa teilnehmen. Frankreich und Großbritannien offenbarten deutliche Differenzen in ihrer Einstellung zum Reparationsproblem und zum ehemaligen Kriegsgegner.
 
Frankreich beharrte auf der Festlegung extrem hoher Wiedergutmachungsleistungen, um eine allzu rasche wirtschaftliche Erholung Deutschlands zu verhindern. Großbritannien, das anfänglich die harte Haltung der Franzosen unterstützt hatte, begann angesichts der gefährdeten innenpolitischen Situation der deutschen Regierung auf die deutsche Zahlungsfähigkeit Rücksicht zu nehmen. Eine baldige wirtschaftliche und politische Stabilisierung Deutschlands lag im britischen Interesse.
 
Im Januar 1921 wurde die deutsche Gesamtschuld auf 226 Milliarden Goldmark festgelegt. Als die deutsche Regierung die Anerkennung dieser Schuld verweigerte, besetzte Frankreich am 8. März 1921 die Städte Düsseldorf und Duisburg. Im April 1921 wurde der Gesamtbetrag der Reparationen auf 132 Milliarden Goldmark gesenkt und mit einem alliierten Ultimatum verbunden; diesen Betrag erkannte der Reichstag am 11. Mai 1921 an. Fortan bemühte sich die Reichsregierung, den Verpflichtungen nachzukommen, um eine weitere militärische Besetzung deutscher Landesteile abzuwehren. Von den Rechtsparteien wurde diese Haltung als »Erfüllungspolitik« der »Novemberverbrecher« erbittert bekämpft. In Frankreich verstärkte sich die unnachgiebige Haltung, als im Januar 1922 Raymond Poincaré (1860-1934) die Regierung übernahm. Er misstraute allen Versuchen der Deutschen, mit Rücksicht auf die katastrophale wirtschaftliche Lage und die hohe Staatsverschuldung einen Zahlungsaufschub zu erreichen. Einen geringfügigen Rückstand bei den deutschen Sachlieferungen nutzte er deshalb Anfang 1923 als Vorwand für die Besetzung des Ruhrgebietes. Sie führte zu einer großen Kraftprobe zwischen den beiden Weltkriegsgegnern. Nach dem Ende dieser Eskalation gelang unter maßgeblicher amerikanischer Beteiligung schließlich eine grundlegende Neugestaltung der Reparationsfrage mithilfe des Dawesplans.

Universal-Lexikon. 2012.

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